8. Das rheinische Schiefergebirge.
157
5. Warum haben sich so viele Bewohner des Hunsrücks diesem
schwierigen Gewerbe zugewandt?
Wie die Hochflächen des östlichen Schiefergebirges so sind auch die
Höhen des Hunsrücks rauh und unwirtlich. Ter Ackerbau kann auf deu
Höheu des Gebirges nur in geringem Maße betrieben werden und ist auch
wenig lohnend. Der magere Boden und das ungünstige Klima gestatten
nur den Anbau von Kartoffeln, Hafer, Roggen und Flachs. Auf deu Höhen
kommt das Getreide oft erst im Herbste zur Reife, und die Ernte zieht sich
oft lange hinaus; ja es kommt nicht selten vor, daß der Winter schon seinen
Einzug hält, ehe noch das Getreide eingebracht worden ist. Daher sind
die höchsten Teile des Hunsrücks mit Wald bestaudeu. Da der Ackerbau
nur einen dürftigen Ertrag liefert, so waren die Bewohner gezwungen,
sich auf andere Weise Erwerb zu verschaffen; sie hoben die Schätze, die in der
Tiefe des Gebiraes verboraeu ruhten, und verarbeiteten dieselben in mannia-
fachster Weise.
6. Woher mag wohl der Hunsrück seinen eigentümlichen Namen
haben?
Der Hunsrück ist, wie der gegenüberliegende Taunus, eiu Plateau.
Aus seinem breiten Rücken trägt das Gebirge einige Höhenzüge. Diese
ziehen sich in geringer Entfernung von der Nahe hin und sind stark be-
waldet. Von dem Nahethale aus geseheu, erscheint das Gebirge daher als
ein hoher Gebirgsrücken. Daher hat das Gebirge anch seinen Namen er-
halten; denn Hunsrück bedeutet so viel als Hüueurücken d. i. hoher Rücken.
Zusammenfassung: Der Hunsrück, die Heimat der Steinschleifer.
(Lage und Ausdehnung. Außennatur. Steinreichtum.)
5. Die Cifel.
5. Unterziel: Das Land der armen Leute.
1. Welches Gebiet des Schiefergebirges nennt man das Land der
armen Leute?
Das Land der armen Leute ist die Eisel, die sich zwischen Mosel, Rhein,
Roer und Sauer ausbreitet.
2. Inwiefern kann die Eifel als das Land der armen Leute be-
zeichnet werden?
Die Eifel ist — wenige Striche ausgenommen — eine öde, rauhe
und unwirtliche Hochfläche. Nur hier und da ragen aus den Felsentrümmern
einzelne niedrige Büsche heraus, und Heidekraut und dürftiges Gras sprossen
ans dem steinichten Boden. Weite Strecken sind vollständig kahl und nur
mit ausgedehnten Sümpfen bedeckt. Nur wenige Dörfer liegen auf dieser
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10. Thüringen. 187
flüssen hinabgeflößt und gelangen so nach der Saale und Elbe oder nach
der Aller und Weser. An verschiedenen Stellen treibt der Köhler sein
rußiges Geschäft und bereitet in den großen Meilern, die er in den Wäldern
aufschichtet, die Holzkohle. Frauen und Kinder durchstreifen die Waldungen
und sammeln Beeren und Pilze. Viele Leute beschäftigen sich auch heute
noch mit der Zucht von Singvögeln.
Zusammenfassung: Der Waldreichtum des Harzes und dessen Bedeutung.
3. Ist der Harz auch so reich an Naturschönheiten?
Die Schönheiten des Harzes. Gleich dem Thüringer Wald ist auch
der Harz reich an Naturschönheiten. Auf seinem Rücken trägt er eine Reihe
aussichtsreicher Berge, von denen der Brocken der höchste und besuchteste ist.
Der Brocken erhebt sich auf einer Hochebene, die von dem Oberharz durch
tiefeingeschnittene Thäler losgelöst ist und an Höhe die Platte des Ober-
Harzes beträchtlich überragt. Diese Hochebene, das Brockenfeld genannt, wird
von ausgedehnten Mooren bedeckt, und zahlreiche mächtige Felsblöcke liegen
zerstreut auf derselben umher. Dunkler Tannenwald, dessen gewaltige Baum-
riefen mit ihren Wurzeln die zerstreut umherliegenden Felsblöcke umklammert
halten, ziehen sich die Abhänge hinauf. In der Nähe des Gipfels jedoch
verschwinden diese Riesenbäume, und Zwergtannen und Zwergfichten nehmen
ihre Stelle ein; oben auf dem Gipfel aber ist der Berg kahl, und kurzes
Gestrüpp nur wuchert zwischen den Felsblöcken. Von der Höhe des Berges
hat der Wanderer eine großartige Rundsicht. Er schaut hinein in das weite
norddeutsche Tiefland, dessen gesegnete Gefilde sich am Nordfuße des Harzes
hinziehen, er sieht hinüber in die Fruchtauen des Elbthales, schaut hinein
in das Thüringer und Hessenland, und sein Auge weidet sich an den ge-
segneten Fluren, die sich meilenweit vor ihm ausbreiten, und an den zahl-
reichen Hügeln und Bergen, Dörfern und Städten, die daraus hervorragen
wie die Jnfeln aus dem Meere. Unter seinen Füßen liegt das Harzgebirge
mit seinen gipfelreichen Platten, die mit Wald und Wiese überzogen sind,
und aus deu dunklen Wäldern steigen wunderlich geformte Fels- und Klippen-
gruppen empor. Viele der Berge und Felswände sind mit Schlössern und
Ruinen gekrönt, die uns zurückversetzen in die Zeit Heinrichs I., Ottos d. Gr.
und Heinrichs Iv. Freilich bietet sich den Blicken des Brockenbesuchers nicht
immer solch ein herrlicher Rundblick dar; gar mancher Wanderer hat schon
vergeblich den schwierigen Aufstieg nach dem Berge unternommen; denn sehr
oft ist der ganze Berg in dichten Nebel gehüllt. Um diesen launischen Berg
hat auch die Sage ihre Fäden geschlungen. Auf der Höhe des Brockens,
so berichtet die Sage, solleu sich alljährlich iu der Walpurgisnacht die Teufel
und die Hexen versammeln. Ans Besenstielen, Feuerzangen, Ziegenböcken
und Mistgabeln kommen sie durch die Luft gesaust und sammeln sich auf
dem weiten Platze. Von einem mächtigen Felsblock herab (Teufelskauzel)
hält dann der Teufel eine Rede an das Gesindel, und dieses führt dann
allerlei Tänze auf. Sobald aber der Morgen graut und im Thale der
erste Hahnenschrei erschallt, zerstreuen sich die Hexen wieder und kehren nach
Hanse zurück.
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258 Ii. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Mitteldeutschlands.
sachliche Vertiefung: Woher haben die sch warzburgischen
Lande ihren Namen? Von den Grafen von Schwarzburg, aus deren
Besitzungen die beiden Fürstentümer sich im Laufe der Zeit entwickelt haben
und deren Nachkommen noch heute als Fürsten die beiden Länder regieren.
Woher haben die Grasen von Schwarzburg ihren Namen?
Von der Stammburg Schwarzburg, die im oberen Schwarzathale gelegen
ist. (Bild!)
Warum bezeichnet man die einzelnen Gebietsteile als
Ober- und Unterherrschaft? Lage der beideu Herrschaften!
Inwiefern sind die Gebietsteile in den beiden Fürsten-
tümern gerade entgegengesetzt verteilt? In Schwarzburg-Rudol-
stadt ist die Oberherrschaft größer als die Unterherrschaft, in Sondershausen
dagegen die Unterherrschaft größer als die Oberherrschaft.
Inwiefern kann Schwarzburg-Sondershausen als Acker-
bau st aat, Schwarzburg-Rudol stadt als Wald- und Industrie-
staat bezeichnet werden? Im Fürstentum Schwarzburg-Sonders-
Hausen bildet die Landwirtschaft (Ackerbau, Viehzucht, Gemüsebau) die Haupt-
beschäftignng, in Schwarzburg-Rudolstadt dagegen die Judustrie (Glas- und
Porzellanwarenfabrikation). Fast die Hälfte des Bodens ist mit Wald bedeckt.
Wie kommt es, daß die größte Stadt des Fürstentums
Sondershausen in der Oberherrschaft liegt? Lage von Arnstadt!
Erwerbszweige!
Wie kommt es, daß Sondershausen so klein ist? Abseits
von der großen Verkehrsstraße gelegen; mitten in einem Ackerbaugebiet; In-
dustrie gering entwickelt.
Inwiefern hat das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt
Thüringens schönstes Thal und sagenreichsten Berg aufzuweisen?
In der Oberherrschaft befindet sich das Schwarzathal, während in der Unter-
Herrschaft sich das Kyffhänsergebirge erhebt.
Zusammenfassung: Die schwarzburgischen Lande. (Name. Rang.
Teile. Hauptorte.)
Die reußifchen £cmk.
Das Fürstentum Reust j. L. besteht aus zwei Hauptgebieten,
welche räumlich voneinander getrennt sind. Das Unterland, die Herrschaft
Gera umfassend, liegt zu beiden Seiten der mitteren Elster und schiebt sich
mitten zwischen den Altenburger Ost- und Westkreis hinein. Das Ober-
land des Fürstentums breitet sich zu beiden Seiten der oberen Saale aus.
Das Oberland ist doppelt so groß als das Unterland.
Das Fürstentum Reust ä. L. besteht aus drei größeren Gebieten.
Der östliche Teil liegt an der mittleren Elster und umfaßt die Herrschaft
Greiz. Der westliche Teil dagegen breitet sich zu beiden Seiten der oberen
Saale aus.
sachliche Vertiefung: Woher haben die Fürstentümer Renß ihren
Namen? Woher rührt die Bezeichnung „ältere" und „jüngere Linie"?
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14. Das westelbische Tiefland.
277
Wo liegt die grohe Heide Niedersachsens?
Die große Heide Niedersachsens breitet sich zwischen Elbe, Aller und Weser
aus. Sie erstreckt sich von dem Waldgebiete der Göhrde ununterbrochen in
nordwestlicher Richtung bis in die Gegend von Bremen und Stade.
Inwiefern gehört diese Gegend zu den Heidegebieten?
Die große Heide Niedersachsens ist eine niedrige Hochebene, die sich
fast unabsehbar ausdehnt und die den größten Teil des Jahres in ein
düsteres Grau gekleidet ist. Die unscheinbare Heidepflanze, die der ganzen
Landschaft ihren Namen gegeben hat, überzieht weite Strecken und verleiht
der Natur ein ernstes und strenges Aussehen. Eingestreut in den Heide-
teppich findet sich jedoch noch manches andere Pflcinzchen. Da schmiegt sich ge-
nügsam der immergrüne Heideepheu an den Boden an und überzieht das Nackte
und Kahle mit einem dichten, grünen Teppich. Über die Abgründe, die das
Torfmoos trügerisch verdeckt, klettert die Moosbeere, deren rote, wohlschmeckende
Beeren gar leicht den Unkundigen dazu verlocken, den unsicheren Boden
zu betreten. Aus dem Gestrüpp des Heidekrauts hervor lugen das rosen-
rote Heideröschen und das goldgelbe Sandröschen, die Schwestern des
Edelweiß der Alpen. Da leuchtet weiter die goldgelbe Blüte des Besen-
stranchs uns entgegen, der in der weiten Einsamkeit dem Heidepslänzchen
Gesellschaft leistet. Wo aber ein Fleckchen von der Heide und ihren Schwestern
frei gelassen worden ist, da hat sich die Renntierflechte festgesetzt. Mit ihren
aschgrauen, mannigfaltig verzweigten Stämmchen und Stempelchen bedeckt
sie den graueu Saudboden. Aus dem weiten Heidemeer ragen hier und da
einzelne dunkle Gestalten empor, deren Kegelform uns an die Pyramiden
der Wüste erinnert. Es sind Wacholderbäume, die wie eine sestgeschlossene,
steife Masse ohne Gliederung erscheinen.
In diesem Walde von Heidepflanzen. Besenstrauch und Wacholder herrscht
ein geschäftiges Leben und Treiben. Überall ist ein wunderbares Summen
und Surren, Schwirren und Tummeln bemerkbar. Es rührt von den
zahllosen Insekten her, die in der Heide gastliche Aufnahme gefunden.
Millionen von Bienen durchschießen pfeilschnell die Luft, umschwärmen die
rosenroten Blütenglöckchen der Heidepflanzen oder die goldgelben Blüten des
Besenstrauchs; saugen rastlos den süßen Nektar und kehren dann schwer-
beladen in ihren Stock zurück. Aber nicht Bienen allein beleben die Heide.
In zahlloser Menge slattern prächtige Blünlinge und Feuerfalter von Blume
zu Blume und nippen gleich den Bienen von dem köstlichen Naß der Blüten.
Buntschillernde Libellen gaukeln im Sonnenschein; Grillen und Heimchen
singen ihre Weisen; brauuslügelige Heuschrecken hüpfen surrend über den
Sandboden. Grün und grau gepanzerte Sandlaufkäfer eilen über den Heide-
boden und suchen Beute; in flachen Sandgruben lauert der Ameisenlöwe
den emsigen Ameisen auf, und unter dem Heidekraute hat die blutgierige
Erdspinne ihre Netze ausgespannt, um die houigbeladeuen Bienen zu fangen.
In den Wacholderbüschen aber nistet die Heidelerche, während unter den
Büschen die Hasen eine Zufluchtsstätte finden.
282
Iii. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Nvrddentschlands.
auf und ließ ihn so den Winter über liegen. Als der Frühling dann wieder-
kehrte, da ging er wieder hinaus und zerschlug mit seiner Hacke die trocke-
neu Torfstücke. Und als der erste schöne Tag sich einstellte, an dem die Früh-
lingssonne warm schien und der Wiud frisch über das Moor bließ, da streute
er an vielen Stellen glühende Kohlen auf den Boden, und bald stand der
ganze Acker iu Flammen. Tag und Nacht brannte das Feuer; endlich er-
losch die Glut, und eine weiße Schicht von Asche bedeckte jetzt die Fläche.
In diese Asche streute sodann der Moorbauer seinen Buchweizen.
Ob die Moorflächen überall so öd und unwirtlich sind?
Die Fehnkolonieen der Moore. Um diese Frage beantworten zu
können, besuchen wir im Geiste die Torfkolonie Papenburg, die inmitten aus-
gedehnter Moorflächen liegt und heute beinahe 10 009 Einwohner zählt. Vor
ungefähr 200 Jahren war diese Gegend noch ein wüster, unwirtbarer Sumpf,
in dem keine Spur menschlicher Betriebsamkeit vorhanden war. Ein langer
Kanal, der mit der Ems in Verbindung steht, durchzieht die ganze Papen-
burger Torfkolonie. Aus diesem Hauptkanale führen verschiedene Zweig-
kanäle hinaus in das Moor. Aus beideu Seiten dieser Kanäle stehen in
langen Reihen, die sich ost stundenlang dahinziehen, die schmucken Häuser der
Torfkolonisten. Jedes derselben ist nur ein Stockwerk hoch und aus Ziegelu
erbaut. Zwischen den Kanälen und Häusern lausen die festen Fahrwege hin.
die man mit großer Mühe angelegt hat und die mit schönen Banmpflanzungen
eingesäumt sind. Die Kanäle sind von zahlreichen kleineu und großen
Kähnen und Schiffen belebt, deren bunte Wimpeln im Winde lustig flattern.
An den Ufern des Kanals erheben sich einzelne Schiffswerften, auf denen
neue Kähne und Schiffe gebaut werden. Hinter den Gebäuden aber dehnen
sich weit ins Land hinaus fruchtbare Gefilde aus. Auf den Äckern gedeihen'
Getreide, Gemüse, Obst und Kartoffeln, und auf den ausgedehnten Wiesen
weiden stattliche Herden kräftiger Rinder.
Auch anderwärts in den Mooren sind solche Fehnkolonieen entstanden.
So wird das ausgedehnte Vehnemoor, das sich im Westen der Hunte aus-
breitet, von dem Hunte-Emskanal durchquert, von dem mehrere Seiten-
kanäle iu das Moor hineinführen. An den Ufern dieser Kanäle sind hier
und da kleine Ansiedelungen entstanden, welche sich gleich den Fehnkolonieen
Ostfrieslands rasch entwickeln. (Elisabethfehn, Idafehn :c.)
sachliche Vertiefung: Wie kommt es nur, daß sich gerade in
dieser Gegend so ausgedehnte Moore finden? Die Bildung der
großen Moore Niedersachsens ist in erster Linie durch die Bodengestalt des
Landes bewirkt worden. Die ganze Landschaft bildet eine weite Ebene, die
an zahlreichen Stellen muldenförmige Vertiefungen aufweist. Dadurch wird
dem Wasser, das aus dem Boden quillt oder als Regen zur Erde fällt,
der Abfluß erschwert. Es bleibt stehen, und so wird das Erdreich seucht
und schlammig. Das Wasser kann auch nicht tief in das Innere eindringen;
denn unter der Erdschicht findet sich eine Schicht von Raseneisenstein (Er-
klären und zeigen!!), die man als Ortstein bezeichnet. Dieser Ortstein er-
schwert das Einsickern des Wassers.
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Griter Ceil.
Die deutfchen kandfchaften.
Die Bedeutung der geographifchen Lage Deutldilands für
die wirfichciftliche Entwicklung.
Deutschland gehört durch seine räumliche Ausdehnung (540000 qkm)
und seine Bevölkerungszahl (65 Millionen) zu den ersten Staaten Europas;
durch seine Lage im Herzen von Mitteleuropa bildet es gleichsam den
Mittelpunkt mächtiger und reicher Staaten. Diese Reiche müssen als
Schwerpunkt des heutigen Welthandels angesehen werden, weil hier die
meisten und stärksten Fäden aller Handels- und Verkehrsbewegungen zu-
sammenlaufen. Wenn Deutschland auch mit dem gegenwärtigen Haupt-
träger des Weltverkehrs, dem Atlantischen Ozean, nur durch zwei Neben-
meere in Verbindung steht und darum von Natur mehr auf einen Binnen-
als Welthandel angewiesen erscheint, so hat es doch diesen Nachteil durch
hervorragende wirtschaftliche Tüchtigkeit und Rührigkeit und be-
harrliches Verfolgen seiner Ziele wettgemacht und trotz seiner im Vergleich
zu anderen Ländern minderwertigeren Meereslage Großes und Achtung-
gebietendes geleistet. Lange Zeit hindurch hat die zentrale Lage
unserem Vaterlande die größten Nachteile gebracht, denn einmal machte
sie es gerade durch ihre Vorzüge auderen Nationen begehrlich, zum anderen
bot sie ihnen einen bequemen Tummelplatz für den Austrag ihrer Zwistig-
keiteu. Leider waren wir früher zu ohnmächtig, diese Kultur und Handel
störenden Einflüsse von uns fernzuhalten. Heute erwächst uns der Nach-
teil der Lage zum Vorteil, indem er uns zwingt, nie zu erlahmen, un-
ablässig auf der Hut zu sein und stets danach zu streben, unsere nunmehr
geeinte Kraft immer mehr zu entwickeln. In diesem Sinne gilt Bismarcks
Wort: „Gott hat uns in die Lage versetzt, in der wir durch unsere
Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung oder Träg-
heit zu geraten."
Grundicheid-Dageförde, 2. Aufl. 1
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Extrahierte Personennamen: Griter_Ceil
Extrahierte Ortsnamen: Deutldilands Deutschland Europas Mitteleuropa Deutschland Atlantischen_Ozean Bismarcks
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Extrahierte Personennamen: W._Arndt Blücher Jork Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Leipzig Saus Rhein Rhein Frankreich Leipzig
Der deutsch-französ. Krieg. § 89. Straßburg und Metz werden wieder deutsch. 409
an Lebensmitteln ein, da die Belagerer alle Zufuhr hinderten. Es fehlte an Futter für die Taufende von Rosien; sie mußten nach und nach geschlachtet werden, und ihr Fleisch diente den Menschen zur Nahrung. Schließlich mangelte es auch an Brot für die Soldaten. Zum Mangel kamen Krankheiten, welche die Not und das Elend in der Stadt noch mehrten. Die Lazarette füllten sich mit bleichen, matten Gestalten, den Opfern des verheerenden Typhus, der in der Stadt herrschte. Bei all diesen Schrecken war keine Aussicht, daß der bedrängten Armee von außen Hilfe kommen könnte; umfoust harrte Bazaine auf die Rückkehr der ausgefandten Kundschafter, die ihm von der Pariser Regierung Nachricht bringen sollten. Da mußte er sich endlich zu Unterhandlungen mit den Belagerern verstehen. Dieselben führten am 27. Oktober zur Übergabe der Festung. Die große französische Armee mußte in die Kriegsgefangenschaft wandern, und das ganze gewaltige Kriegsmaterial, welches in dieser wichtigen Festung aufgehäuft war, wurde eine Beute der Sieger.
Die in Metz gefangen genommene Armee zählte (mit Einschluß von 20 000 Kranken und Verwundeten) noch 173 000 Mann, darunter 3 Mar-schälle und 6000 Offiziere. Die Kriegsbeute betrug 876 Festungsgeschütze und 622 Feldgeschütze, 72 Mitraillensen, 260 000 Gewehre und viel anderes wertvolles Kriegsmaterial. (S. Generalstabswerk, Teil Ii, Bd. I S. 304.)
Am Abend des 29. Oktober wehte die schwarzweiße Fahne von den bezwungenen Festungswerken der Stadt Metz. Prinz Friedrich Karl erließ einen Heeresbefehl, in welchem er seine Truppen für die bei der Einschließung der Festung bewiesene Tapferkeit und Ausdauer belobte. In demselben heißt es: „Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichmut, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden vielerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten." —
Der König belohnte den Feldherrn, der durch seine Festigkeit und Umsicht das schwere Werk zum Gelingen gebracht hatte, dadurch, daß er ihn zum Feldmarschall ernannte. Diese höchste militärische Auszeichnung wurde auch dem Kronprinzen zu teil. Zu gleicher Zeit wurde General Freiherr v. Moltke in den Grafenstand erhoben.
B. Benutzung des Lesebuches.
„O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne Stadt rc." — S. Lesebuch von Gabriel u. Supprian Ausgabe A Nr. 306, Ausgabe B Ii Nr. 271, Ausgabe 0 Nr. 365.
C. Historische Gedichte.
I. D Strapurg.
(Volkslied.)
<b Straßburg, G Straßburg, du wunderschöne Stadt!
Darinnen liegt begraben so mannicher Soldat.
So mancher, so schöner auch tapferer Soldat,
Der Vater und lieb Mutter böslich verlassen hat.
verlassen, verlassen, es kann nicht anders sein l Zu Straßburg, ja zu Straßburg Soldaten müssen sein.
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich_Karl Friedrich Karl Gabriel Supprian C.
§ 7. Die Longobarden — Alboin.
23
riesige Stärke berühmten Krieger, daß sie Alboin ermorden sollten. Als nun Alboin sich eines Tages um Mittag dem Schlafe überließ, befahl Rosamunde, daß im Palaste Stillschweigen beobachtet werde. Dann entfernte sie alle Waffen aus Alboin's Gemach, sein Schwert band sie fest an der Bettstatt, so daß es der König nicht wegzunehmen, noch aus der Scheide zu reißen vermochte. Dann führte sie den Mörder ins Schlafgemach. „Plötzlich erwachte Alboin aus dem Schlummer und erkannte die drohende Gefahr. Rasch fährt seine Hand nach dem Schwerte, aber da es festgebunden war, vermag er es nicht herauszuziehen. Da ergreift er einen Fußschemel und wehrt sich mit diesem eine Zeitlang Aber ach! Was vermochte der wackere, kühne Recke ohne Waffen gegen den Feind! Wie ein Schwächling wurde er erschlagen, und er, der durch so manchen Sieg über den Feind den größten Kriegsruhm sich erworben hatte, erlag der hinterlistigen Tücke eines Weibes." — (Nach dem Berichte des Paulus Diakonus — s. Erler, Bd. I, S. 369 und 370. —)
B. Merkstoffe zur sicheren Einprägung.
1. 553 wird Italien von dem oströmischen Kaiser erobert und eine Provinz des griechischen Kaiserreichs.
2. 568 ziehen die Longobarden unter Alboin in Italien ein.
Zusammenstellung der wichtigsten Merkstoffe aus Abschnitt Ii )u
einer kleinen Tabelle.
325 n. Chr. Das Christentum wird durch Constantin im römischen Reich zur Staatsreligion erhoben.
375. Anfang dir Völkerwanderung.
378. Schlacht bei Adrianopel.
395. Teilung des römischen Reiches. Theodosins.
410. Alarich plündert Rom.
411. Tod Alarich's. Die Westgoten ziehen nach Spanien und gründen dort ein Reich
451. Die Hunnenschlacht — Attila.
453. Tod Attila's.
476. Odoaker wird Herr in Italien.
493. Theoderich begründet die Herrschaft der Ostgoten in Italien.
553. Italien wird eine Provinz des oströmischen Reiches.
568. Alboin gründet das Longobardenreich in Italien.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Erler Constantin Attila Theoderich
§ 21. Ritterleben im Mittelalter. 89
slavischen Namen vieler Ortschaften wurden mit deutschen vertauscht, und die deutsche Sprache verdrängte nach und nach die wendische. Am längsten behauptete sich die letztere auf dem platten Lande, wo sie noch jahrhundertelang geherrscht hat; ja in einem Teil der Lausitz, in dem sogenannten Spreewald, ist sie noch heute nicht verklungen.
In den Städten und Dörfern erhoben sich auch christliche Kirchen. Auch Klöster wurden in der Mark gestiftet und mit reichem Grundbesitz ausgestattet. Albrecht der Bar hatte mit seiner Gemahlin und in Begleitung des Bischofs von Halberstadt eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande gemacht und dort die segensreiche Wirksamkeit der geistlichen Ritterorden kennen gelernt. Darum berief er eine Anzahl geistlicher Ritter nach Brandenburg, damit sie auch hier ihre segensreiche Wirksamkeit für Krankenpflege üben sollten. In den letzten Jahren seines Lebens teilte Albrecht der Bür die Regieruugs-geschäfte mit seinem ältesten Sohn Otto, dem er dieselben 1168 ganz übertrug. Der greise Markgraf zog sich darauf nach seinem Schlosse Ballenstedt zurück und konnte nun nach einem gesegneten, thatenreichen Leben einen ruhigen Lebensabend genießen. Im Jahre 1170 starb er. Sein Sohn Otto wurde Markgraf von Brandenburg, während bessert jüngere Brüder die Stammgüter der Familie um Ballenstedt und Anhalt sich teilten. Einer derselben, Bernhard, erhielt später, wie wir schon gehört haben, (§ 19, Ac) das Herzogtum Sachsen, das Heinrich der Löwe zur Strafe für seine Untreue gegen den Kaiser verloren hatte. —
B. Merkstoffe zur sicheren Linprägung.
1. 1134 wird Albrecht von Ballenstedt oder von Anhalt, unter Kaiser Lothar Markgraf der Nordmark.
2. Er vergrößert dieselbe durch Kämpfe mit den heidnischen Wenden und erwirbt so die Priegnitz.
3. Durch Erbschaft kommt er in den Besitz des Landes der Heveller mit der Hauptstadt Brandenburg und nennt sich dann Markgraf von Brandenburg.
4. Er wird von Kaiser Konrad Iii. in den Reichsfürstenstand erhoben und zum Erzkämmerer des deutschen Reiches ernannt.
5. Er zieht viele deutsche Ansiedler ins Land, die in demselben Deutschtum und christliches Wesen pflanzen.
§ 21. Ritterleben im Mittelalter.
A. Erzählung, a) Vorbereitung.
„In den gesegneten Thälern des Rheines und der Donau, des Mains
und des Neckars, wie auf den waldigen Höhen des Schwarzwaldes und des
Thüringer Waldes haben sonst auf manchen Bergesfpitzen hohe und starke Burgen gestanden, die kühn und stolz in die Gegend hinaussahen. Manche solche Burg kannst du noch jetzt mit ihren Fenstern und Dächern im Sonnenschein einer schönen Landschaft blinken sehen; aber die meisten stehen trüb und traurig als Ruinen da. Ihre glänzenden Gemächer sind zerschlagen
oder zerfallen, die Thore mit Schutt oder Gesträuch verwahrt, die Fenster-
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Otto Otto Otto Otto Bernhard Heinrich_der_Löwe Heinrich Albrecht_von_Ballenstedt Albrecht Lothar_Markgraf Konrad_Iii Konrad